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Ein Erfahrungsbericht zur neuen SIGMA I-Series

Es kommt mir vor als sei es ein halbes Jahr her, als ich das erste I-Series Objektiv auf die SIGMA fp Kamera gepackt hatte. Dass dieser Zeitpunkt Ende 2019 gewesen war, hat mich dann doch meines getrübten Zeitempfindens verwundert. Mit dem SIGMA 45mm F2,8 DG DN | Contemporary wurde 2019 ein Grundstein gesetzt, aus dem eine außergewöhnliche Serie wachsen sollte. Ich war sehr erfreut darüber das SIGMA mir die Möglichkeit gab, Eindrücke über die gesamte Serie zu sammeln und in diesem Bericht niederzuschreiben.

Die I-Series

Mittlerweile gibt es vier Festbrennweiten, die zu der Gruppe der I-Series gehören:

Spannend daran fand ich, das die I-Series Objektive eigentlich zu der Contemporary-Linie gehören. Die Sonderbezeichnung innerhalb einer Produktlinie ist außergewöhnlich und lässt vermuten, das der Fokus auf ganz bestimmt Eigenschaften gelegt wurde. Schaut man sich die Produktlinien im Vergleich an, erkennt man schnell das jede Linie für bestimmte Eigenschaften steht. In der Sports-Linie findet man Tele Objektive, die auf Schnelligkeit und Präzision konzipiert sind. Die Art-Linie legt das Augenmerk auf die höchst mögliche Abbildungsleistung und die Contemporary-Linie bietet als Allrounder ein gutes Verhältnis aus Größe, Gewicht und Preis.

Welcher Sinn steckt nun hinter einer Serie in der Produktlinie?
Betrachtet man in welchen Punkten sich die I-Series vom Rest der Reihe unterscheidet, ist hier klar die hohe Wertigkeit zu nennen. Die gesamten Objektive scheinen ausschließlich aus Metall und Glas zu bestehen. Hier im Ruhrpott würde man sicher dazu sagen: „dat is aussem Vollen gedreht“. Natürlich darf hier eine Streulichtblende aus Metall nicht fehlen. Lediglich Front- und Rückdeckel bestehen aus Kunststoff. Insgesamt hat man eine sehr schöne Balance zwischen Lichtstärke und Baugröße gefunden.

Wie schreibt man nun einen Bericht über eine ganze Serie an Objektiven?
Im Grunde kann ich dies nur mit Eindrücken wiedergeben. Angefangen mit der Bildqualität, die im gesamten Umfang der I-Series einen sehr guten Eindruck macht. Die Bildschärfe bei offener Blende ist wie gewohnt sehr hoch. Verzeichnungen konnte ich keine feststellen, was sicherlich auch an den internen Korrekturen moderner Kameras liegt.

Die Autofokus Geschwindigkeit kann ebenfalls überzeugen, und hat auch bei schnell bewegten Motiven kein Problem den Fokus anzuführen. Die Auswahl zwischen manuellen und automatischen Fokus kann man mittels Schalter direkt am Objektiv wählen. Auch wenn moderne Kameras die Möglichkeit bieten am Body umzuschalten, bevorzuge ich einen eigens für diese Funktion vorhandenen Schalter am Objektiv. Die Übertragung vom Fokusring zum Schrittmotor geschieht elektronisch. Diese Technik nennt sich Focus by Wire und ist in vielen digitalen Objektiven zu finden. Auch wenn hier keine mechanische Übertragung mehr geschieht, fühlt sich der manuellen Fokus dennoch sehr natürlich an.

Des Weiteren befindet sich an allen Objektiven der I-Series ein Blendenring, der die Möglichkeit bietet die gewünschte Blende direkt am Objektiv einzustellen. Ich mag dieses Detail sehr, und nutze gerne die intuitive Möglichkeit. Das Klicken zwischen den Stufen fühlt und hört sich sehr hochwertig an. Möchte man diese Option nicht nutzen, so kann man den Blendring auf „A“ wie Automatik stellen, um die Vorauswahl wie gewohnt über die Kamera zu steuern.

Ich konnte die Objektive in verschiedenen Situationen testen und habe dabei viele Eindrücke sammeln können. Als Studio Fotograf hatte ich den größten Spaß mit dem SIGMA 65m F2 DG DN | Contemporary, welches sich zwischen beliebten Porträt Brennweiten wie dem SIGMA 50mm F1,4 DG HSM | Art und SIGMA 85mm F1,4 DG HSM | Art positioniert. Die hier gezeigten Bilder sind alle mit dem SIGMA 65mm F2 DG DN | Contemporary entstanden. Die für spiegellose Vollformat Kameras mit E-Mount und L-Mount konzipierten Objektive kann man natürlich auch an Crop Kameras nutzen. Hierbei wirkt der kleinere Sensor wie eine Brennweitenverlängerung. Besitzt man beide Kamera Formate, ist es eine sehr schöne Möglichkeit zusätzliche Blickwinkel zu nutzen.

Die I-Series ist eine sehr gelungene Serie extrem hochwertiger und kompakter Objektive, die grade Enthusiasten begeistern dürfte.

Ausflug in die Produkfotografie.

Ich möchte heute von einem für mich ungewöhnlichen Projekt abseits meines regulären Schaffens berichten, denn normalerweise fotografiere ich ausschließlich Menschen. Konzepte erarbeiten, Modelle suchen, Pläne mit dem Make-Up Artist schmieden, und gemeinsam einen wundervollen Tag verbringen, um dann, immer wieder hoffend, ein Stückweit Kunst zu erschaffen. Zu dieser ungewöhnlichen Zeit des Abstandhaltens wird mir einmal mehr deutlich, wie sehr mir die vielen spannenden Eindrücke fehlen, wie wichtig mir diese ungezwungene Art der Kommunikation und das kreative Austoben ist.

Ein Produktfotograf bin ich absolut nicht. Dennoch zieht es mich immer wieder dazu hin, über den eigenen Tellerrand zu schauen und Einflüsse aus anderen Bereichen aufzunehmen. Einflüsse und neue Ansätze können sehr erfrischend sein, denn unterm Strich lernt man immer etwas daraus. Auch wenn es nur die Erfahrung ist, reduziert und entschleunigt zu arbeiten.

Für mich ist es nicht der erste Ausflug in die Produkt und Stillleben Fotografie. Über die letzten Jahre kam es immer wieder zu Momenten, in denen ich Produktfotos für das kreativ Unternehmen meiner Frau angefertigt hatte. Anders als bei meinen Studioarbeiten, bei der sich alles in Bewegung befindet, ist hierbei alles sehr statisch aufgebaut. Für mich eine große Herausforderung, bin ich doch jemand der dynamische Bewegungen liebt und steht’s das Foto zwischen den Fotos sucht.

Die neuen SIGMA I-Serie Objektive samt SIGMA fp Kamera in Szene zu setzen, hat mir viel Spaß bereitet.

Vorab hatte ich mir Gedanken gemacht wie man die Motive arrangieren und ausleuchten kann.

Für die Lichtsetzung konnte ich natürlich super auf meine Erfahrung in der Studio-Porträtfotografie zurückgreifen. Im Grunde ist dies sehr vergleichbar, nur auf einer kleineren Fläche konzentriert.

Ich hatte mich für einen Lichttisch und Akzentleuchten entschieden. Das Setup hatte doch viel von einem Zangenlicht. Die Lichtquellen waren im Dreieck um das Motiv platziert und bildeten eine gute Ausleuchtung aus jeder Blickrichtung. Viel Freiraum zum experimentieren.

Der Lichttisch ist selber gebaut und besteht aus einem defekten 40“ TV, bei dem lediglich die Lichteinheit vor der Entsorgung im Wertstoffhof verschont wurde. Die ursprünglich verbauten Kathodenröhren wichen LED Lichtbändern. Diese gibt es mittlerweile in Tageslichtquallität zu kaufen und lassen sich vielseitig für fotografische Projekte einsetzten.

Natürlich bin ich mir bewusst, dass es fertige Kauflösungen gibt, und der Bau eines Lichtkastens beispielsweise mit einer Milch-Plexiglasplatte einfacher zu bewerkstelligen ist. Jedoch konnte der defekte TV in Teilen noch ein wenig weiter dienen.

Für die restliche Beleuchtung kamen LED Dauerleuchten zum Einsatz. Blitzleuchten nutze ich für meine Studioarbeiten seit vielen Jahren nicht mehr.

Anfangs hatte ich meine Kamera noch auf einem Stativ montiert, um mit hoher Schärfentiefe und möglichst frei von Verwacklungen zu arbeiten. Nach den ersten Sets bin ich jedoch wieder davon abgegangen. Ich brauchte doch den Spielraum um verschieden Blickwinkel zu suchen. Die Lichtmenge war für diese freie Art der Fotografie mehr als ausreichend. Zudem hatten mir die Fotos mit ein wenig mehr Freistellung besser gefallen als die mit hoher Schärfentiefe.

Die RAW Bilddateien sind natürlich grundlegend „entwickelt“ worden, zudem aber auch retuschiert wie bei einer Beauty Retusche. Warum auch nicht die antrainierten Skills einsetzen, denn egal wie sauber man arbeitet, vermeiden kann man die vielen feinen Staubpartikel nicht. „Studiolicht verzeiht nichts“ sagt man, und dies hatte sich wieder einmal mehr bewahrheitet.

Mit den Resultaten bin ich zufrieden. Die Retusche fügt den Ergebnissen ein Stück weit Perfektion hinzu.

Was mir diese Art der Fotografie gezeigt hat, ist das es auf viele kleine Details ankommt. Ausrichten und Schnittfindung sind die zwei Punkte, die schwierig zu handeln sind, viel Geduld benötigen, und mir bei meinem nächsten Projekt sicher im Hinterkopf bleiben werden.